
Als Erfolgsgarant für einen guten Beteiligungsprozess gilt, wenn man die schweigende Mehrheit hinter sich versammeln kann. Doch wie man diese erreicht, ist nicht immer ganz klar. Denn jeder Akteur der Energiewende schaut mit einer ganz eigenen Perspektive auf die Dinge.
Projektierer werfen ganz gerne einen ganzen Strauß an Möglichkeiten der Beteiligung auf die anderen Akteure. Ob das dann passt, sei dahingestellt. So geht es ihnen oftmals darum, Bürger:innen als Mitfinanzierer in die Gesellschaft zu holen, die den Windpark oder das Solarfeld betreibt. Doch nicht jede:r Bürger:in ist einerseits gewillt, sich finanziell zu beteiligen oder ist auch dazu in der Lage, Geld in den Pot zu schmeißen. Teilweise werden Anteile aber auch schon für 100 Euro oder noch weniger ausgegeben. Wie sinnvoll dieses Investment ist, mag man sich durchaus zurecht fragen, denn selbst bei einer Rendite von 6 Prozent kommt über die Laufzeit von 20 Jahren dann ein Gewinn von 180 Euro raus. Durchaus sehenswert, aber einen Urlaub kann man damit auch nicht nicht so recht bezahlen.
Als Alternative kann man es ansehen, eigene Stromtarife anzubieten. Allerdings ist diese Variante für die Umsetzer:innen recht kompliziert. Am hilfreichsten ist es hier, wenn Stadtwerke vor Ort als Akteure auftreten, die dann einen solchen Tarif anbieten können. Die Vermittlung dieser Beteiligungsstrategie ist recht einfach, denn niemand hat was gegen günstigen Strom. Und schon gar nicht, wenn dieser vor Ort produziert wird und dann auch noch zu hundert Prozent öko ist.
Über diese beiden finanziellen Aspekte gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Echte Beteiligung besteht auch darin, dass Bürger:innen mitgestalten können. In einem partizipativen Prozess können so Fragen erörtert und Möglichkeiten ausgelotet werden, die das Projekt auch besser machen können. Allerdings besteht hier natürlich die Gefahr, dass auch Widersprüche entstehen und der Prozess insgesamt verlangsamt wird. Am besten wäre es daher, wenn die Kommunen vorgelagerte Beteiligungen, zum Beispiel mithilfe eines Bürgerrates, umsetzen. Hier können allgemeine Fragen bearbeitet werden, nämlich welche Energiewende wollen wir hier vor Ort, welchen Energiemix fänden wir gut, welche Möglichkeiten bietet der Raum überhaupt.

Als letzten Punkt sei noch gesagt, dass gute Beteiligung und das adressieren der schweigenden Mehrheit nur gelingen kann, wenn eine neutrale dritte Partei, beispielsweise eine Moderation oder Prozessgestaltung, so aufgestellt und eingesetzt wird, dass eine vertrauensvolle Atmosphäre entsteht, in der alle zu diskutierenden Aspekte auf den Tisch kommen. Das können auch Fragen sein, die sich vom Projekt entfernen und die an andere Akteure gerichtet sind als an den Projektierer. So kann aber jeder Prozess in einer guten Beteiligung münden.
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