Heimat ist ein schöner und zugleich auch ein schwieriger Begriff. Einerseits drückt er etwas wohlig Warmes, etwas von Geborgenheit aus. Andererseits hat er aber auch etwas von Rückwärtsgewandtheit und von von Ablehnung von Neuem.
Mit dem Begriff der Heimat ist auch der Begriff der Landschaft verbunden. Landschaft wirkt zwar klar, ist aber eigentlich ein kaum greifbarer Begriff. Genauso wenig wie Heimat selbst. Beiden ist eigen, dass sie etwas mit Erinnerung und Gegenwart, aber ganz wenig mit Zukunft zu tun haben.
Energiewende verändert Landschaften. Wo vorher nur ein Feld war, steht nun auch eine Windenergieanlage. Wer Landschaften malen soll, wird eher weniger dazu neigen, dort auch Windenergieanlagen oder einen Solarpark reinzuzeichnen.
Doch Heimat und Landschaft waren noch nie so, wie sie immer waren. Der Mensch greift fast mit seinem ganzen Tun in die Natur ein. Der Begriff Landwirtschaft trägt das sogar im Namen: Land wird bewirtschaftet. Auch die Autobahn, die Zugstrecke, die intensive Landwirtschaft, selbst der Naturschutz, den wir aktiv ausüben, verändert die Welt in der wir leben. Vieles zum besseren, aber nicht alles.
Die stete Transformation ist also ein Kennzeichen von Heimat und von Landschaft. Doch wie jede Veränderung braucht der Mensch Begleitung, um diesen Prozess nicht als ohnmächtig, sondern in einer gestaltenden Rolle mitmachen zu können.
Wer eine einfache, eine falsche Antwort auf die Veränderung von Heimat liefert, sind Rechtsradikale. Sie werden zunehmend sichtbarer, wenn es darum geht, Energiewendeprojekte vor Ort zusammen mit den Menschen umzusetzen. Sie lehnen diese Veränderung ab. Radikal und ganz grundsätzlich. An einem konstruktiven Austausch gibt es kein Interesse. Es wird ein Wir gegen Die formuliert.
Leider verfangen diese einfachen und falschen Antworten bei einem Teil der Bevölkerung. Andere werden davon stark eingeschüchtert und wollen deswegen nicht mehr am Prozess teilhaben, weil sie Angst haben ins Visier von Rechtsextremen zu geraten. Eine Angst, die mehr als verständlich ist.
Wie kommt es aber, dass Rechtsradikale den Begriff so leicht übernehmen können? Einerseits ist es ein Versagen des notwendigen Narrativ. Wir sprechen zwar immer über den Klimawandel und die Erfordernisse, uns dem entgegen zu stellen. Allerdings fehlt in diesem Narrativ, dass der Klimawandel noch viel stärker unsere Heimat unsere Landschaften verändern wird, wenn wir eben nichts tun. Andererseits gelingt es uns selten, den richtigen Moment abzupassen, an dem die Menschen vor Ort mitgenommen werden können. Entweder ist es dann schon zu spät und es gibt keine (Mit-) Entscheidungsspielraum mehr oder wir sind zu früh und alles ist zu abstrakt und zu ungreifbar, so dass die Ergebnisse zu lange auf ihre Wirkung warten und die Verbindung nicht mehr geschlagen wird.
Genau hier setzen rechtsradikale Narrative dann an. Es geht nicht um die Sache, es geht um Emotionen. Und genau hier ist aber auch ein Ansatzpunkt, um den Rechtsradikalen nicht das Feld zu überlassen. Es braucht professionelle Begleitung, transparente Kommunikation und vor allem eine Erzählung, die die wirklichen Bedürfnisse und Perspektiven der Menschen vor Ort adressiert. Statt über den Klimawandel, sollten wir über Extremwetter sprechen. Statt über ein einzelnes Energiewendeprojekt sollten Kommunen sich auf den Weg machen, ein ganzes Energiewendekonzept aufzusetzen und die Menschen bei der Gestaltung miteinzubeziehen. Wer mitgestaltet, der ist konstruktiv dabei. Der verpflichtet sich dem großen Ganzen.
Und wer dann doch damit konfrontiert wird, dass Rechtsradikale vor Ort die Stimmung vermiesen: Vom Hausrecht gebrauch machen. Störenfriede werden rausgeworfen, auch zum Schutz all derer, die sich wirklich einbringen wollen.
Comentarios