ECHO UND AUFBRUCH IV
- Michael Krieger
- 27. Juni
- 5 Min. Lesezeit

Ergebnisse der Umfrage: „Wie demokratische ist künstliche Intelligenz in der Kommunalpolitik – gerade bei der Bewertung von Energiewendeprojekten?“
Im Mai-Newsletter haben wir für die Teilnahme an unserem gemeinsamen Projekt mit der Martin-Luther-Universität geworben. Nun liegen die Ergebnisse vor, die wir hier kurz vorstellen wollen.
Die Energiewende stellt ländliche Kommunen vor neue Herausforderungen: Eine Flut von Projekten – von Windkraft über Freiflächen- und Agri-Photovoltaik – zwingt Gemeinderäte und Verwaltungen dazu, komplexe Entscheidungen unter Zeitdruck zu treffen. Neben finanziellen Aspekten rücken soziale Akzeptanz, Landschaftsschutz, Konfliktpotenziale und der soziale Frieden vor Ort in den Mittelpunkt. In diesem Spannungsfeld gewinnt die Diskussion um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) an Bedeutung.
Eine aktuelle Befragung kommunalpolitisch Aktiver aus ganz Deutschland (Durchschnittsalter 49,6 Jahre, überwiegend männlich, vertreten in Gemeinden aller Größen) zeigt ein differenziertes Bild:
Technologieoffenheit prägt die Haltung zu KI
Je technologieoffener Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeitende sind, desto größer ist ihre Bereitschaft, KI in kommunalen Entscheidungsprozessen zu erproben. Personen mit Erfahrung im Umgang mit KI – etwa in der Erstellung von Texten, der Datenanalyse oder bei Recherchen – sind besonders aufgeschlossen.
Alter und Mandatserfahrung bremsen Offenheit
Mit steigendem Alter und längerer kommunalpolitischer Erfahrung sinkt die Bereitschaft, KI als Entscheidungshilfe zu nutzen. Westdeutsche Befragte zeigten sich etwas technologieoffener als ostdeutsche.
Erwartungen an KI
Chancen werden vor allem in der Entlastung von Routinetätigkeiten, schnelleren Recherchen, der besseren Aufbereitung komplexer Sachverhalte und einer objektiveren Entscheidungsgrundlage gesehen. KI könnte dazu beitragen, Bürgerfragen effizienter zu beantworten, Protokolle und Berichte zu erstellen oder komplexe Daten auszuwerten.
Bedenken und Risiken
Die Befragten äußern Sorgen über unkritische Übernahme von KI-Ergebnissen, intransparente Entscheidungsgrundlagen („Black Box“-Effekt), die Reproduktion von Vorurteilen und den Verlust an Eigenständigkeit im politischen Urteilsvermögen. Auch der Energieverbrauch von KI-Systemen und der Schutz sensibler Daten wurden als problematisch genannt.
Was Kommunen brauchen, damit KI sinnvoll eingesetzt werden kann
Klare rechtliche, ethische und organisatorische Rahmenbedingungen (z. B. Datenschutz, Transparenz, Anpassung an lokale Gegebenheiten).
Schulung der Ratsmitglieder und Verwaltung in Technik- und Medienkompetenz.
Sicherstellung, dass KI nur als Werkzeug dient und die Verantwortung bei den gewählten Vertreter:innen bleibt.
Bürgerbeteiligung und nachvollziehbare Prozesse, um Akzeptanz zu sichern.
Insgesamt zeigt die Umfrage: Künstliche Intelligenz wird in ländlichen Kommunen als potenzielles Hilfsmittel gesehen – aber nur unter strikten Bedingungen und mit Augenmaß. Die Verantwortung für demokratische Entscheidungen darf nicht an Algorithmen delegiert werden. Vielmehr kann KI dazu beitragen, die Energiewende in den Kommunen zu begleiten, wenn sie richtig eingesetzt wird.
Mehr Infos und unsere Angebote zur Unterstützung kommunaler Entscheidungsprozesse finden Sie hier: www.dialoge.digital
Die Kunst der Moderation
„Moderieren heißt, Räume für ehrlichen Austausch schaffen und Klarheit in komplexen Situationen gestalten.“ – Michael Krieger
Warum das Thema so wichtig ist:
Moderation ist mehr als Technik – sie ist eine Schlüsselkompetenz für gelingende Kommunikation. Ob in Meetings, Workshops oder Dialogformaten – wer souverän moderiert, schafft Vertrauen, fördert Beteiligung und entwickelt tragfähige Ergebnisse gemeinsam mit dem Team . Besonders in Zeiten, in denen komplexe Themen aus der Energiewende und Stakeholder-Kommunikation im Zentrum stehen, kommt es auf das effiziente Steuern solcher Prozesse an.
Was Euch erwartet:
Im Workshop lernt Ihr, wie Ihr Gruppenprozesse sicher steuert – vom ersten Willkommen bis zum erfolgreichen Abschluss. Ihr übt, wie Ihr Diskussionen strukturiert, klare Ziele verfolgt und auch in schwierigen Situationen den Überblick behaltet. Dabei kombiniert Michael Krieger praxisbewährte Methoden mit direkt anwendbaren Tipps für Eure eigene Moderation.
Das erwartet Euch konkret:
Übungen in Kleingruppen, um Moderationstechniken live auszuprobieren
Feedback vom Profi, um Eure Wirkung und Sicherheit zu stärken
Tipps & Tricks, wie Ihr souverän mit Störungen, Konflikten und Vielredner:innen umgeht
Werkzeuge für hybride & digitale Formate, damit Ihr auch online gut moderiert
Ihr geht nach Hause mit dem guten Gefühl: „Das kann ich jetzt selbst anwenden.“
Highlights der Inhalte:
Methodenvielfalt: Brainstorming, Pinnwand‑Techniken, Visualisierung im Gruppenprozess
Psychologische Grundlagen: Gruppendynamik, Rollen, konstruktiver Umgang mit Konflikten
Digitale Tools: Tools für Hybrid‑ und Online‑Formate, Empathie‑Bonus auch vor dem Bildschirm
Nächste Termine:
Am Samstag, dem 8. November 2025, treffen wir uns in Berlin oder am Samstag, 28. Februar 2026 bei Wir bauen Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern. Teilnahmegebühr 599 Euro pro Person.
Habt Ihr Interesse? Sichert Euch frühzeitig Euren Platz im nächsten Moderationsworkshop. Einfach eine Antwortemail auf diesen Newsletter senden und 100 Euro Rabatt sichern.
Mehr Infos unter: kunst der moderation | dialoge.digital
Komplexität aushalten – Konflikte gestalten
Die Energiewende bringt komplexe Fragen, unterschiedliche Interessen und oft auch emotionale Diskussionen mit sich. Ob in Beteiligungsprozessen, Gemeindedialogen oder Planungsverfahren – es reicht längst nicht mehr, nur Fakten zu liefern. Es braucht die Fähigkeit, Spannungen produktiv zu gestalten und Verständigung zu ermöglichen.
Genau hier setzt der Workshop „Komplexität aushalten – Konflikte gestalten“ an. Gemeinsam mit Tomke Menger, Mediatorin und Konfliktmanagerin mit langjähriger Erfahrung in der Energiewende, biete ich (Michael Krieger) ein praxisorientiertes Format an, das Sie dabei unterstützt:
· Komplexe Kommunikationssituationen souverän zu meistern
· Konflikte konstruktiv und empathisch zu gestalten
· Deeskalationstechniken und kommunikative Resilienz zu trainieren
Der Workshop richtet sich an alle, die in Beteiligung, Planung oder Stakeholdermanagement tätig sind – und in ihrer Rolle zwischen Fachwissen, Emotionen und politischen Erwartungen vermitteln müssen.
Neugierig geworden?
Erfahren Sie mehr über Inhalte, Formate und Termine: komplexität & konflikte | dialoge.digital
Machen Sie Kommunikation zu Ihrem stärksten Werkzeug – wir freuen uns auf Sie!
„Bald haben wir doch Kernfusion – dann brauchen wir den ganzen Windrad-Quatsch nicht mehr.“
Dieses Narrativ begegnet uns in Beteiligungsverfahren, bei Infoveranstaltungen und manchmal auch in politischen Diskussionen. Es klingt technisch, visionär – und dient oft als rhetorischer Ausstieg aus der Debatte um die konkrete Energiewende vor Ort. Nach dem Motto: Warum sich mit heutigen Herausforderungen beschäftigen, wenn morgen die perfekte Lösung kommt?
Was steckt dahinter?
Dieses Narrativ ist attraktiv, weil es Hoffnung auf eine einfache, konfliktfreie Zukunft bietet. Kein Landschaftseingriff, keine Bürgerproteste, keine komplizierte Beteiligung – stattdessen Hightech aus dem Labor, das alle Probleme löst. Es ist ein Narrativ des Aufschubs: Probleme lösen sich von selbst, wir müssen jetzt nichts Unbequemes tun.
Es überdeckt oft das eigentliche Thema: den Wunsch nach weniger Veränderung vor der eigenen Haustür.
Wie reagieren?
Nicht mit Spott – und nicht mit Technikdetails („Das dauert noch Jahrzehnte“), sondern mit einer Brücke:
„Die Forschung an Kernfusion ist spannend und wichtig – aber selbst die größten Optimisten rechnen nicht vor 2050 mit einem Beitrag zur Energieversorgung. Die Energiewende heute entscheidet, ob wir diese Zukunft überhaupt erleben.“
Und: Den Fokus wieder auf das Hier und Jetzt lenken: „Was wollen wir in der Zwischenzeit tun? Wovon wollen wir leben, wie wollen wir Verantwortung übernehmen?“
Was positive Narrative hier leisten können
Während das Kernfusion-Narrativ Probleme in die Zukunft verschiebt, laden positive Narrative zur Gestaltung der Gegenwart ein. Zum Beispiel:
„Wir machen uns jetzt unabhängig – mit Lösungen, die wir selbst in der Hand haben.“
„Erneuerbare vor Ort – weil Verantwortung nicht vertagt werden kann.“
Neue Kooperation für starke kommunale Wärmeplanung
Mit ONE – Operatives Netzwerk Energie starten wir, Michael Krieger, Ralf Enneking und Sandro Fengler, eine neue Kooperation. Unser Ziel: Kommunen bei der kommunalen Wärmeplanung so zu unterstützen, dass aus Planung ein gemeinsamer, tragfähiger Prozess wird.
Gerade die kommunale Wärmeplanung verlangt mehr als technische Lösungen: Sie ist ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess – und gelingt nur mit einer Beteiligung, die Vertrauen schafft, Konflikte vermeidet und Gestaltungsspielräume öffnet.
ONE versteht sich dabei als zentrales Netzwerk für dezentrale Energie: Wir bringen Kommunen, lokale Akteure und Fachplaner zusammen. Wir entwickeln Beteiligungskonzepte, die nicht nur auf dem Papier stehen, sondern in Ihrer Kommune Wirkung entfalten.
Unser neues Logo steht symbolisch für das, was uns antreibt: ein offenes, lebendiges Netzwerk, das Knotenpunkte verbindet – so wie wir Kommunen, Eigentümer:innen, Politik und Öffentlichkeit miteinander in den Dialog bringen.
ONE – das zentrale Netzwerk für dezentrale Energie.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass kommunale Wärmeplanung gelingt – mit Strategie, Klarheit und Beteiligung, die trägt.
Mehr erfahren und mitmachen: operatives netzwerk energie | dialoge.digital
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