ECHO UND AUFBRUCH III
- Michael Krieger
- vor 5 Tagen
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Willkommen zur dritten Ausgabe von „ECHO und AUFBRUCH“! Dieser Newsletter versammelt Gedanken, Methoden und Impulse rund um Kommunikation, Beteiligung und Projektentwicklung. Für alle, die Energiewende mit Haltung gestalten – und dafür gerne über das Offensichtliche hinausdenken.
Wie demokratische ist künstliche Intelligenz in der Kommunalpolitik – gerade bei der Bewertung von Energiewendeprojekten?
Wir sind eingeladen worden, am 26. Juni 2025 in der Staatskanzlei in Magdeburg unsere ersten Forschungsergebnisse vorzustellen. Da wir derzeit noch Daten sammeln, werben wir hier für die Teilnahme. Leiten Sie diese Einladung auch gerne an Ihnen bekannte kommunalpolitische Mandatsträger:innen weiter.
KI wird kommen – aber wie demokratisch wird sie sein?
Diese Frage stellt sich heute nicht nur in Ministerien oder Universitäten, sondern immer mehr auch in kleinen Gemeinderäten, Bauausschüssen oder Regionalversammlungen. Denn: Auch ländliche Kommunen sehen sich zunehmend mit komplexen Entscheidungen zur Energiewende, Digitalisierung und Standortentwicklung konfrontiert – oft unter wachsendem Zeit- und Legitimationsdruck.
Gleichzeitig entstehen neue Werkzeuge, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Entscheidungsprozesse analysieren, strukturieren und unterstützen sollen. Doch wer bestimmt eigentlich, wie diese Systeme aussehen? Welche Daten sie nutzen? Welche Werte sie berücksichtigen – oder eben nicht?
Genau hier setzt das Forschungsprojekt RuPoAI an – Rural Politics and Artificial Intelligence.
In Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird in diesem interdisziplinären Projekt untersucht, wie KI-gestützte Systeme in der kommunalen Entscheidungsfindung eingesetzt werden können – ohne dabei demokratische Prinzipien zu unterlaufen.
Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie können ländliche Kommunen Künstliche Intelligenz nutzen, um informierter, inklusiver und transparenter zu entscheiden – gerade bei umstrittenen Themen wie Windkraft, Flächenplanung oder Gemeindekooperationen?
Jetzt mitmachen: Online-Befragung für kommunalpolitisch Aktive
Um die Praxisperspektive in den Mittelpunkt zu stellen, führt das Projekt derzeit eine bundesweite Online-Befragung unter kommunalpolitisch Engagierten durch. Sie richtet sich an Ratsmitglieder, Bürgermeisterinnen und weitere Mandatsträgerinnen in ländlichen Kommunen.
Dauer: ca. 15 MinutenVertraulichkeit: Die Antworten werden anonym und streng datenschutzkonform ausgewertetZiel: Entwicklung eines demokratischen, nachvollziehbaren KI-Tools für kommunale Gremien
Hier geht es zur Umfrage!
Warum ist diese Befragung so wichtig?
Weil Entscheidungen darüber, wie und wo KI eingesetzt werden darf, jetzt getroffen werden. Und weil sie nicht nur von Technikfirmen und Ministerien kommen sollten, sondern von denen, die Demokratie vor Ort gestalten – unter realen Bedingungen, mit echten Konflikten und großem Engagement.
Kommunale Gremien dürfen keine Testfelder für undurchsichtige Algorithmen werden.
Stattdessen braucht es Systeme, die Gemeinderatsarbeit erleichtern, die Diskussion versachlichen und das Vertrauen in politische Prozesse stärken. Doch genau das geht nur, wenn die kommunalpolitische Praxis selbst zu Wort kommt. Bitte helfen Sie mit – und leiten Sie diese Umfrage an kommunalpolitisch aktive Personen in Ihrem Umfeld weiter! Ob Kolleg:innen im Gemeinderat, Ehrenamtliche in Ausschüssen oder engagierte Bürgermeister:innen: Jede Stimme zählt. Jede Einschätzung hilft, die richtigen Fragen zu stellen – und tragfähige Antworten zu entwickeln.
Die Kunst der Moderation – 14. Juni 2025
Strategisch moderieren – souverän steuern.
Ob im Projektmeeting, beim Bürgerdialog oder im Workshop: Wer Diskussionen moderieren will, braucht mehr als einen Stift fürs Flipchart. Es geht darum, Gruppen zu steuern, Themen zu strukturieren – und auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben.
In meinem eintägigen Intensivseminar „Die Kunst der Moderation“ zeige ich, wie das gelingt: praxisnah, kompakt und mit Raum für individuelles Feedback.
Du lernst:
wie du Diskussionen klar strukturierst und zielorientiert steuerst
wie du mit Störungen und Widerständen souverän umgehst
wie du deine Rolle als Moderator:in professionell und wirksam ausfüllst
Das Seminar ist auf 8 Teilnehmende begrenzt (aktuell sind noch 5 Plätze frei) – für echtes Lernen, individuelle Begleitung und konkrete Umsetzung.
Samstag, 14. Juni 2025 | 9:00-17:00 Uhr | Bikini-Berlin
599 Euro pro Person (für Bezieher:innen des Newsletters gibt es einen Rabatt von 100 Euro. Melden Sie sich dafür einfach mit der Emailadresse an, an die dieser Newsletter ging.)
„Wir gestalten Windenergie gemeinsam.“
Man hört viel von Widerstand. Aber es gibt auch Geschichten der Zusammenarbeit – und sie sind kraftvoll. Dieses Narrativ rückt nicht Bedenken in den Mittelpunkt, sondern Beteiligung. Es zeigt: Wir sind nicht Objekt der Planung, sondern Teil der Gestaltung. Bürger:innen, Kommunen und Projektentwickler arbeiten zusammen – früh, offen und auf Augenhöhe.
Was es besonders macht
Positive Narrative wie dieses vermitteln nicht nur Zustimmung, sondern Zugehörigkeit. Sie bieten Orientierung, Handlungsmöglichkeiten und Stolz auf das, was gemeinsam möglich ist. Im Gegensatz zu negativen Narrativen (z. B. „Die da oben machen eh, was sie wollen“) schaffen sie Identifikation statt Abgrenzung – und damit Resonanzräume, in denen Vertrauen wachsen kann.
Wie man damit arbeitet
Erzählen, wo Beteiligung gut gelungen ist (z. B. Bürgerwindparks, Beteiligungsgremien, gemeinsame Gestaltung von Ausgleichsmaßnahmen).
Sichtbar machen, wie frühzeitige Einbindung Prozesse verbessert hat.
Zeigen, dass Mitsprache nicht nur „Dürfen“ ist – sondern „Wirken“.
Was gesagt werden kann
„Wir wollen, dass dieses Projekt eines wird, auf das wir gemeinsam stolz sein können. Dafür brauchen wir viele Stimmen – nicht nur die lauten.“
Weitere positive Narrative zur Windenergie findet man hier. Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Fachagentur Wind und Solar ist eine Kommunikationshilfe entstanden, die besonders die positiven Narrative beleuchtet.
Frank Günter Wetzel ist beamteten Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Frank Günter Wetzel, seit Mai 2025 beamteter Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, gilt als erfahrener Energie- und Industriepolitiker mit langjähriger Verwaltungserfahrung – unter anderem im Bundeskanzleramt. Er steht für eine technologieoffene, pragmatische Linie, die Versorgungssicherheit, wirtschaftliche Effizienz und Klimaziele in Einklang bringen soll. Für die Energiewende vor Ort bedeutet das: Erneuerbare Projekte wie Wind- und Solarparks könnten von besserer politischer Koordination und Abbau bürokratischer Hürden profitieren, gleichzeitig aber auch mit höheren Anforderungen an Netzintegration und Speichertechnologien rechnen. Wetzel dürfte ein stabilisierender, aber nicht rein beschleunigender Faktor für die Transformation vor Ort sein.
Einladung zur echten Mitgestaltung– mit der „Gestaltungsfrage“
Beteiligung beginnt nicht mit dem Beteiligungsformat. Sondern mit einer Frage, die wirklich offen ist. Eine Frage, die nicht schon weiß, wo es hingeht.
Die Gestaltungsfrage ist ein einfaches Werkzeug für frühe Phasen in Projekten – besonders in Informationsveranstaltungen, Werkstätten oder informellen Gesprächen. Sie richtet sich nicht nur an Meinung, sondern an Haltung und Verantwortung.
Beispiel für eine Gestaltungsfrage
„Was wäre für Sie ein gutes Windenergieprojekt – hier bei uns?“
„Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit Sie sagen: Ja, das war fair gemacht?“
Warum das funktioniert
Die Frage lädt zur Mitverantwortung ein, nicht nur zur Kritik.
Sie öffnet einen Möglichkeitsraum, statt auf Positionen zu fixieren.
Sie aktiviert kollektive Intelligenz – oft entstehen kluge, lokale Ideen.
Tipp zur Anwendung
Am besten am Anfang eines Prozesses oder einer Veranstaltung stellen.
Die Antworten sammeln – sichtbar für alle (z. B. auf Karten oder digital).
Später im Projektverlauf darauf zurückgreifen: „Das war eine Ihrer Bedingungen – wir haben sie so umgesetzt.“
Das stärkt Glaubwürdigkeit. Und macht aus einem Dialogprozess ein gemeinsames Projekt.
„Menschen machen mit, wenn sie sich gemeint fühlen.“
Unbekannte Autorschaft, aber immer wieder wahr.
Es bringt auf den Punkt, was oft übersehen wird: Beteiligung scheitert selten an fehlenden Formaten – sondern an fehlender Verbindung. Wirkliche Mitgestaltung beginnt nicht mit der Frage „Was wollen wir von den Leuten?“, sondern mit der Frage „Wie fühlen sie sich angesprochen – und eingeladen?“
Konfliktprävention bei Bürgerenergieprojekten– Workshop mit Carla Fee Weisse
Am 17. Mai haben Carla Fee Weisse und ich einen intensiven Workshop mit Akteur:innen aus Bürgerenergieprojekten gestaltet – rund um ein Thema, das oft unterschätzt wird, bis es zu spät ist: Konflikte. Oder genauer: Wie man ihnen begegnet, bevor sie eskalieren.
In 90 Minuten ging es um viel: soziale Nahdistanz in Dörfern, überlagerte Interessen, die Symbolkraft von Wind- und Solarprojekten – und um die Frage, wie man im Spannungsfeld von Klimaschutz und kommunalem Miteinander klug navigiert. Ein zentraler Baustein: die fünf Dimensionen der Konfliktvermeidung, die in Kleingruppen an realen Fällen durchgespielt wurden – von Flächenvergabe über Beteiligungsmodelle bis zur Nachbarschaftskommunikation.
Besonders eindrücklich: Die Offenheit, mit der eigene Erfahrungen geteilt wurden – nicht immer konfliktfrei, aber konstruktiv. Und der Wille, voneinander zu lernen. Ein Teilnehmer sagte am Ende: „Ich habe gemerkt, wie sehr Haltung Kommunikation verändert – und dass Prävention nicht weich ist, sondern wirksam.“
Wir freuen uns, diesen Workshop künftig auch in anderen Kontexten anzubieten – ob als Inhouse-Format, bei Fachveranstaltungen oder zur Begleitung laufender Projekte. Interesse? Dann gerne melden!
Wertschöpfung schafft Wirkung – Online-Veranstaltung zur Gemeindefinanzierung
Am 14. Mai haben wir gemeinsam mit Partner:innen aus Praxis, Beratung und kommunaler Entwicklung diskutiert, wie Wertschöpfung durch Erneuerbare-Energien-Projekte zum Motor für lokale Akzeptanz werden kann.
Im Zentrum stand eine einfache, aber oft übersehene Erkenntnis: Wenn Menschen konkret erleben, was bleibt, wächst auch die Bereitschaft, was zu tragen. Es ging um reale Beteiligungsmodelle, um das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Interesse und Gemeinwohl – und darum, wie man kommunale Wirkung nicht nur verspricht, sondern strukturell verankert.
Besonders gefragt: Praxisberichte aus Projekten, in denen Gemeinden aktiv eingebunden wurden – etwa über Pachtmodelle, §6 EEG-Beteiligung, Bürgerstrom oder lokal wirksame Rückflüsse. Deutlich wurde: Es braucht Transparenz, Augenhöhe und Planungsspielraum – dann wird aus Beteiligung kein Widerstandsbremser, sondern ein echter Entwicklungsmotor.
Ein herzliches Danke an alle, die Impulse gegeben, zugehört, hinterfragt und mitgedacht haben. Die große Nachfrage zeigt: Das Thema trägt – und verdient, weitergedacht zu werden.
Die Videos der drei Fachvorträge sind jetzt online verfügbar. Dort finden sich auch die Antworten auf die zahlreichen Fragen, die uns vor und während des Seminars erreicht haben.
Wenn Sie weitere Beratung rund um das Thema Gemeindefinanzierung suchen, dann melden Sie sich gerne jederzeit bei uns. Jetzt Beratungstermin ausmachen.
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