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SIND BLOCKBUSTER KLIMASÜNDER?


Artikel für das Journal der Freunde der Nationalgalerie


Blockbuster gehören zu den klimaschädlichsten Aktivitäten im Kunstbetrieb. Weltweite Transporte und gigantische Besucherströme – fast alles an einer Blockbuster-Ausstellung trägt zum Klimawandel bei. Zeit, einen kritischen Blick drauf zu werfen.


Weltweite Transporte


Die großen Werke der Kunstgeschichte sind häufig über die ganze Welt verstreut und müssen für eine Blockbuster-Ausstellung an einem Ort versammelt werden. Der Transport über die Ozeane erfolgt fast immer per Flugzeug. Der Transport eines großen Bildes von Los Angeles nach Berlin verursacht bis zu 7 Tonnen CO2 – bzw. eigentlich sogar 14 Tonnen, weil es nach der Ausstellung wieder zurückgeht. Wenn man hundert Werke für eine gute Blockbuster-Ausstellung zeigen will, kommen so gut und gerne 1.000-1.400 Tonnen CO2 zusammen. Zum Vergleich: jeder von uns verbraucht im Schnitt 11 Tonnen pro Jahr. Um die Klimaziele zu erreichen, sollte der Wert nicht über 2,3 Tonnen liegen. Eine Blockbuster-Ausstellung verursacht also so viel CO2 wie 126 Deutsche oder das 608-fache von dem, was pro Menschen angemessen wäre.


Gigantische Besucherströme


Blockbuster sind ganz klar Besuchermagneten. In die hunderttausende gehen die Zahlen. Ein oft vorgebrachtes Argument für Blockbuster ist, dass es doch besser sei, wenn man die Menschen vor Ort ins Museum bringe, anstatt alle ins Flugzeug steigen zu lassen, um sich die Ausstellung in New York anzuschauen. Wenn ich mit dem Fahrrad von Neukölln zur Sammlung Scharf-Gerstenberg fahre verursache ich quasi kein CO2. Für eine Reise von Berlin nach New York und zurück verursache ich 4,6 Tonne (in der Business ungefähr das Doppelte). Wenn das 100.000 Menschen machen, sind wir bei mindestens 460.000 Tonnen. Das ist wiederum das 460-fache von dem, was zusammenkäme, wenn wir alle Kunstwerke nach Berlin bringen. Also spricht die Klimabilanz eindeutig für den Blockbuster?


Das Argument hinkt etwas. Einerseits: Die 100.000 Menschen, die sich die Ausstellung in Berlin anschauen, würden niemals alle nach New York fliegen. Der allergrößte Teil würde die Kunstwerke wohl nie zu Gesicht bekommen. Andererseits: Erst der Blockbuster ermöglicht es vielen Menschen, die nicht nach New York reisen würden, die Kunstwerke überhaupt zu sehen. Ein ganz klarer Bildungsauftrag und eine soziale Dimension für all die Menschen, die sich keine Reise leisten können.


Fazit


Blockbuster verursachen viel CO2. Doch sie vermitteln auch vielen Menschen, was gute Kunst ist. Beides gegeneinander aufzuwiegen wäre nicht fair. Wir sollten daher die entstehenden Emissionen kompensieren. Die Kosten sollten in den Budgets für die Blockbuster berücksichtigt werden. Für einen klimafreundlichen Kunstgenuss.

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